Mittwoch, 22. Juni 2016

Rjukan - Geilo

Hardangervidda - eine Liebe auf den ersten Tropfen 


Am Morgen besteht noch kurz Hoffnung, dass das Zelt trocken im Rucksack verstaut werden könnte. Als ich aber die erste Tasse Kaffee schlürfe zerschlägt sich diese und ich  bin froh das es sich beim heutigen Etappenziel um eine Hütte handelt und ich im Notfall alles trocken kann.


In einer kurzen Regenpause kann ich den Rucksack wenigstens außerhalb des Zelts beladen so gehts mir doch deutlich schneller von der Hand. Nachdem alles regensicher verpackt ist geh ich los und trotz des Regens und der tiefhängenden Wolken stellt sich eine unglaubliche Euphorie ein. Und so nehme ich es mit Humor als ich feststellte, dass die Wegkreuzung  wohl doch die meine gewesen wäre...  Dort war zwar mein Ziel nicht angeschrieben aber... Einmal zurück bringt Glück :-)


 


Mit dem genießen der Aussicht tue ich mich etwas schwer, wobei ich nie ganz sicher bin ob es an der Wolke liegt in der ich gerade stehe oder meiner beschlagenen Brille... Egal! Die Wege sind bestens markiert, die Bäche lassen sich Problemlos auch ohne tief eingetauchte Schuhe queren... Ein Traum! Dann ziehen die Wolken höher und ich sehe endlich wo ich bin: ein breites Hochtal das nur durch wenig höhere Berge begrenzt ist. So hatte ich es mir vorgestellt die Hardangervidda und das Wetter habe ich mir sagen lassen ist auch nicht untypisch :-)


 

 


Nach einigen Stunden sind aber auch hier meine Schuhe etwas feucht und ich freue mich wirklich auf die Helberghytta. Dort angekommen wird erstmal der Ofen angeschmissen und Trinkwasser geholt. Und weil es ja noch so früh am Tag ist gönne ich mir gleich noch was Warmes aus dem gut gefüllten Proviantlager (selbsttransportierter Kartoffelbrei an Lachspastete aus der Dose - Hmm lecker!) So wird es auch von innen wieder warm, während sich die Hütte langsam füllt. Letztendlich entscheiden 4 Tschechen ihren ersten Wandertag in Hardangervidda auch hier in der Hütte zu beschließen und es wird ein lustiger Abend bei Würfelspiel, viel warmen Tee und der Hoffnung auf besseres Wetter.


 

 


Der nächste Morgen verheißt jedoch nichts Gutes. Meiner Laune schadet das jedoch nicht, denn ich komme gut voran und kann über den Tag bis zur nächsten Hütte sogar fast die Zeitangabe auf der Karte halten.


 


Da am Abend die Sonne wieder aus ihrem Versteck gekrochen ist stelle jedoch mein Zelt auf und nächtige nicht in der Kalhovd Hytta.

Leider war das gute Wetter nur ein kurzes Intermezzo und am nächsten Tag beginnt erneut der Regen und ein ordentlicher Wind gesellt sich dazu. Also Beine in die Hand genommen und auf zur nächsten Hütte. Nach jeder Menge Wasser von oben und von unten komme ich wieder nur mit ca 3/4 h Verspätung zur angegeben Zeit an und mache es mir in der Selbstbedienungshütte bei Mårbu gemütlich. Heute bleibe ich allein und gehe recht früh schlafen.


 

 

 


Die Batterie ist leer


Es war doch sehr anstrengend. Wie anstrengend merke ich erst am nächsten Morgen. Ich komme nicht aus dem Bett und -warum auch nicht - bleibe ich erstmal liegen... Kurz nach 11 beginne ich dann doch den Weg Richtung Heinsetter und starte gleich mit einer Flussquerung an der es im Sommer eigentlich eine Brücke gäbe... Sie steht auch da, liegt aber noch nicht über dem Wasser... Die Saison beginnt heuer eben erst am 01.07. und so muss man auf den ein oder anderen Komfort einfach verzichten. Aber bis auf Wasser in den Schuhe kann mir diese Querung, etwas weiter flussaufwärts, nichts anhaben und es geht auf der geplanten Route weiter.

Ich merke immer mehr das ich dringend einen richtigen Ruhetag brauche - die Batterie ist leer - aber Geilo ist inklusive dem heutigen Tag noch 3 Tage entfernt. Die Hütten auf der Strecke bieten aber keine echte Möglichkeit um dem Erholungsbedarf einfach gleich nachzugeben denn sie werden privat betriebenen und haben ebenfalls noch nicht geöffnet, so dass ich also den ganzen Tag im Zelt sitzen müsste. Irgendwie reizt mich das nicht :-(


 

 

 


Trotz alle dem: um die 20km werden es trotzdem jeden Tag. Es braucht einfach länger... Und dann kommt er: der lang ersehnte Tag an dem ich in Geilo eintreffen soll: Regen, Graupel und starker böiger Wind - "Herrlich!" Zu allem Überfluss stelle ich fest das mir meine Handschuhe und ein Halstuch verloren gegangen sind. Ich schimpfe und fluche also den Großteil des Tages lautstark vor mich hin und kann vor lauter Wind nicht mal mehr die letzten 2 Höhenmeter bis zum Gipfel des Ustetinde aufsteigen. Es ist einfach zu gefährlich, der Wind wirft mich und mein Monsterchen ständig hin und her, was auf steilem rutschigen Felsen nahe am Abgrund einfach nicht witzig ist. Ich steige also ab - hätte sowieso nix gesehen bei der Nebelküche die da oben herrscht.


17:00 in der Post in Geilo muss ich dann leider feststellen, dass mein Versorgungspaket noch nicht eingetroffen ist... Aber Schoki kann ich ja trotzdem kaufen... Die ist mir nämlich "ausgegangen" am Tag zuvor... Naja, eigentlich hab ich am Abend unkontrolliert einfach nochmal eine 200g Tafel verputzt obwohl ich meine 100g Ration für den Tag schon weg hatte... Also mein Fazit: Ein Wandertag ohne Schokolade ist möglich, aber sinnlos!


Endlich im Vanderhjem angekommen bestelle ich triefen nass in der Rezeption ein Bett, eine warme Dusche und eine Waschmaschine. Ich muss so einen Mitleidserregenden Eindruck gemacht haben, dass mir der Herr gleich noch erklärt wo die Sauna ist und mir die Waschmaschinenmarke gleich mit in die Hand drückt.


Zu einem Saunabesuch komme ich aber garnicht, denn wie sich herausstellt bin ich lustiger Weise mit 3 Deutschen in einem total gemütlichen und komfortablen Häuschen untergebracht. Und nachdem ich alles zum Trocknen aufgehängt habe und mich zu der Runde hinzugeselle wird es ein sehr schöner unterhaltsamer Abend der uns erst nach Mitternacht ins Bett treibt! Im Übrigen: Npchmal vielen Dank für das leckere Abendbrot!


Viel zu große Augen und neue Pläne

Essen war heute sicher das Wichtigste... Mein Nachschub an Turmat ist heute tatsächlich mit der Post gekommen und bereits in Rucksack verstaut (die nächsten Tage geht's wohl erstmal wieder langsam voran...). Natürlich hab ich auch für heut noch ein bisschen eingekauft: Pizza, Bier, Joghurt, eine Birne, Lefse und jetzt kann ich mich nicht mehr bewegen :-)
Morgen geht's dann an den ganz hohen Bergen vorbei und ziemlich direkt Richtung Norden bis Jotunheimen. Dort schau ich mir mal an wie es dort mit dem Schnee aussieht... Ich denke mal WLAN wird es wohl erst in ca zwei Wochen wieder geben.
Bis dahin: har det bra!

Dienstag, 21. Juni 2016

Hovden - Rjukan

Und wieder ruft die Landstraße! Nach ausgiebigen Frühstück (wobei die Reste des Abendessens "vernichtet" werden müssen: eine Art Käsekrainer, Kartoffelbrei und Karotten-Erbsen-Gemüse), und klar Schiff machen in der Hütte geht es den letzten Tag auf der E9 dahin. Es geht immer wieder leicht auf und ab (ein wenig wie in Rügen) und der Verkehr ist an diesem Samstag außerhalb der Ferienzeit sehr übersichtlich, wobei die deutschen Wohnmobile den norwegischen mengenmäßig in nichts nachstehen! Am Ende des Tages wartet noch der Abstieg in das erste echte Quertal hinter dem es direkt wieder hinauf geht und die Hardangervidda beginnt. In Haukeli schlage dann mein Zelt auf einem Campingplatz auf und genieße noch einmal eine warme Dusche bevor das in den nächsten Tagen wohl wieder eher eine Rarität sein wird.


Frühling am StraßenrandLangeweile pur - 1,5h geradeaus Insgesamt benötige ich 4 Tage von Hovden nach Rjukan, welche mal mehr mal weniger abwechslungsreich verlaufen. Begegnungen mit netten Menschen die mich spontan zum Lunsj auf die Terrasse ihrer uralten gemütliche Hütte einladen, mich am liebsten zu einer Autofahrt (wenigstens) bis in den nächsten Ort zwingen wollen (denn einen mehr als 7 kg (!) schweren Rucksack darf eine Frau nicht tragen => O-Ton einer älteren Dame, die mich sicherheitshalber gleich zweimal an einem Tag befragt hat ob ich ganz sicher wäre das ich laufen möchte...) lockern die Tristesse etwas auf.

Kurz vor Rjukan will ich dann, bevor es am nächsten Tag endlich wieder ins Fjell geht, noch einmal in der dortigen Fjellstue einkehren. Doch leider will mir dort keiner die Tür öffnen oder das Telefon abheben welches man in diesen Fällen anrufen soll. Ein Viertelstündchen warte ich... nichts passiert... dann gehe aber doch Plan B an und steige schon einmal das erste Stück ins Fjell über die sogenannte Sabotørruta auf und stelle das Zelt auf die erste gerade Fläche die ich finden kann. Ich bin völlig fertig, müde und schon fast nicht mehr hungrig denn heute war ein sehr langer Tag. Mit einer gehörigen Portion Vorfreude auf die morgige Tour durchs Fjell geht es in den Schlafsack und lässt mich die ersten aufkommenden Regenschauer ignorieren.

 
 

Freitag, 10. Juni 2016

Øyvusbu - Hovden Fjellstoge

Hit the Road (again)

Am späten Nachmittag kam noch eine 5 oder 6 köpfige Familie (da hab ich die Übersicht verlohren bei so vielen kleinen blonden fröhlich herum wuselnden Kindern) zu Besuch, die nur mal schnell einen Sontagsnachmittagsausflug machen wollten. Nachdem wir uns Gespräch gekommen sind und ich nach Campingplätzen Richtung Norden entlang der E9 frage bieten Sie mir gleich an das ich ja bei Ihnen übernachten könnte, was ich leider ablehnen muss weil die doch etwas weiter südlich ist und wenn man geht sind 3 km hin und dann wieder zurück schon ein Argument den Umweg nicht zu machen. Aber super nett, oder?!

Weil am Abend dann noch drei Damen vom Turistforeingin, welche die Hütte einen Frühjahrsputz unterziehen wollen in der Hüttequartier beziehen entfällt für mich dankenswerter Weise die Zimmerreinigung am nächsten Morgen.

Nach nicht mal einer halben Stunde GehZeit stehe ich dann auf der Landstraße und es geht zunächst ostwärts Richtung E9.


Die Kilometer fliegen und trotzdem bin ich als ich endlich an der E9 stehe ziemlich geschafft. Als ich an Kindergarten und Grund/Volksschule des Ortes vor bei komme. Hält neben mir ein Auto vollgepackt mit Kindern und dem Vater am Steuer. Die Familie von gestern. Nach Valle zum nächsten echten Campingplatz werd ich es heut wohl nicht mehr schaffen (12 km sind noch angeschrieben) aber er empfiehlt mir eine Badestelle an der ich problemlos eine Nacht mein Zelt aufstellen könnte. Gesagt - getan!



Die nächsten Tage verlaufen angenehm unaufgeregt. Bei Dr ersten Post werde ich einige überflüssige Sachen und die nicht mehr notwendigen Karten los. Jeder Supermarkt wird von mir um mindestens eine Schoki und ein Kaltgetränk erleichtert :-) das Wetter meint es nachwievor sehr gut mit mir. Mittlerweile sind die Wetterwarnungen von Überflutungsgefahr in den Bergen auch auf akute Waldbrandgefahr in den Tälern geändert worden.



Der E9 bin ich jetzt bis Hovden, einem größeren Wintersportort, gefolgt und gönne mir heute wieder eine Ruhetag. Als ich gestern im Zentrum des Ortes eintraf war die Turistinformation leider schon geschlossen. Die Fjellstoge die ich mir ausgesucht hatte liegt aber 2-3 km außerhalb des Zentrums und da aktuell keine Saision ist war ich mir nicht sicher ob diese wohl offen hat. Aber auch hier: hilfsbereite Einheimische! Zwei Damen sprechen mich an ob ich wohl mit der Fahrrad unterwegs wär. Ich erzähle was ich da tatsächlich treibe und das ich eigentlich gerade nach ein Übernachtungsmöglichkeit suche die nicht das böse S-wort (stengt) an der Tür hängen hat. Kurzerhand suchen Sie mir die Telefonnummer der Fjellstoge aus dem Internet und als ich gerade selbst anrufen möchte hat Lilly die Nummer schon selbst gewählt und ein kleine Hütte für mich reserviert. Nachdem ich mich mehrmals bedankt habe und glaubhaft versichert habe, dass ich wirklich nicht gefahren werden möchte sondern mit meinem "kleinen" Rucksack bis zur Hütte gehen möchte, geht es frisch gestärkt mit Kvikk Lunsj die letzten Kilometer Richtung Entspannung!

Und ich habe tatsächlich Glück, eigentlich ist hier noch geschlossen, da aber eine größere Schulklasse gerade diese Woche eine Art Landheimfahrt unternimmt ist kurzfristig geöffnet. Super! Jetzt habe ich ein winziges Hüttchen ganz für mich allein und die richtig in der Waschmaschine gewaschene Wäsche baumelt auf der Miniterasse meiner Hütte. Luxus pur.





Heute Nachmittag werde ich noch für Schokinachschub sorgen und mich nach den Verhältnissen im Fjell erkundigen. Aber viel erwarte ich mir nicht... Den Schnee sehe ich auch von hier :-( Das heißt dann wohl wieder Landstraße und auch wenn man schnell vorankommt, lustig ist es nicht entlang der E9 spazieren zugehen, auch wenn gerade keine Ferien sind und der Verkehr durch die vielen Baustellen deutlich beruhigt ist.

Update: sitze gerade im Turistkontur in Hovden und darf meine Bilder hochladen. Nachdem wir verschiedene Møglichkeiten durchgespielt haben und mit verschieden Hytten und dem Turistkontur in Geilo telefoniert haben bleibt nur Haukeliseter zu umgehen und deutlich weiter østlich bei Rjukan ins Fjell zu gehen. Aber auch hier gæbe es wieder Ryckzugsmøglichkeiten auf die Landstrasse.

Update 2: beim anschließenden Einkauf habe tatsächlich noch einmal meine beiden Engel Lilly und Gunhild getroffen die mir gestern bei der Organisation meiner kleinen Hütte und dem herrlichen Frühstück heute früh geholfen haben und sie haben es sich nicht nehmen lassen mich mit reichlich Kvikk Lunsj zu versorgen und mich die 3 km raus zur Fjellstoge zufahren! Ich weiß garnicht wie ich mich da bedanken soll? Tusen takk!!!

Ljosland Fjellstove - Øyvusbu

Schlammschlacht

 Nach einem richtig leckerem Middag in der Fjellstove (es gab Rentierpizza mit Pilzen und Preiselbeeren) und dem Beratschlagen mit dem Wirt wie wohl die Wege im Fjell Richtung Norden aussehen, habe ich mich für den weiter Marsch Richtung Gaukhei entschieden! Es gibt mehrere Abbruchmöglichkeiten und spätestens nach der zweiten Hütte quert man sowieso eine kleine Landstraße.

 Also geht's am nächsten Morgen gut gestärkt und frisch gewaschen wieder auf in die Wildnis. Aber schon auf der ersten Schafweide die ich durchqueren muss ist klar: Hosenwaschen war für die Katz (oder Fisch) und so geht es weiter! Selbst wenn es so aussieht also wäre der Boden an dieser Stelle schon abgetrocknet ist man nicht davor gefeit bis über den Rand der Wanderschuhe im Matsch zu versinken...


Gegen Mittag holt mich dann ein fröhlich vor sich hinschnatterndes Pärchen ein, welches auf Grund ihres leichteren Gepäcks locker an mir vorbei zieht. Sie sind der Überzeugung die gesamte Strecke bis zur Hütte im 5 Stunden zurückzulegen und ich deute an, dass ich wohl mindestens zwei Stunden länger brauchen werde, aber wir sind auf jeden Fall für den Abend verabredet!





Für mich zieht sich der Weg heute ewig dahin, aber die Vorfreude auf die erste Selbstbedienungshütte der Tour und die getroffene Verabredung spornen mich immer wieder an. Der ein beachtlicher Vorteil heute ist auch, das über alle nennenswerten Flussquerungen Brücken verlegt sind, die durchaus vertrauenswürdig aussehen :-)

Gegen 20:00 glaube ich fast da zu sein, aber es geht nochmal ordentlich bergan und schon taucht auch wieder der Schnee auf... Und langsam kommt die Sonne soweit in den Norden und so tief, dass ich trotz Sonnenbrille kaum den "Weg" vor mir - geschweige denn die Markierungen - erkennen kann! Hier kann ich aber auch nicht einfach aufgeben und doch einfach mein Zelt aufstellen. Triefend nasser Schnee und ein steil abfallender Hang... Ideal ist anders...

Machen wir es kurz: so cirka 21:30 Uhr komm ich bei dem Hüttenkomplex an und bin total fasziniert von Licht und Landschaft. In Gedanken habe ich schon die Frage formuliert ob ich wohl 3 oder doch 4 Stunden nach den Beiden von heute Mittag angekommen bin... Doch wärend ich mir noch Trinkwasser aus dem See hole und dabei unfreiwillig Schuhe und Hose noch einer kleinen Waschung unterziehe , sehe ich wie auf dem Pfad auf dem ich grade noch unterwegs war zwei Gestalten auf mich zukommen. Da kommen Sie 10 min nach mir! (Und ich hab geglaubt ich wär langsam!!!) Wie sich herausstellt haben sie sich mehrfach durch Trampelpfade und Wildspuren fehlleiten lassen und nach dem der Weg nun immer länger wurde auch immer mehr Pausen einlegen müssen.





Jedenfalls nehmen wir nun gemeinsam die Hütte in Besitz und sie zeigen mir gleich noch wie das mit dem bezahlen und dem Vorratslager (!!!) funktioniert.

Geschafft, satt aber glücklich geht dann kurz nach Mitternacht ins Bett.

Und wieder Schnee inklusive kaltem Wasser

Am nächsten Tag solle es für mich Richtung Øyvusbu gehen, während es für das Pärchen wieder zurück nach Ljosland geht, denn dort steht ihr Auto. Wir wünschen uns gegenseitig eine gute Tour mit möglichst wenig Umwegen und machen uns auf den Weg.

Für mich sollte der Weg laut Karte heute kürzer sein, aber die vielen wieder einmal eher abenteuerlichen Flussquerungen und das Umgehen von all zu spannend aussehenden Schneefeldern machen mich extrem langsam. Nach Querung die nur mittels Schneebrücke zu bewerkstelligen ist hab ich die Nase voll und suche mir einen Zeltplatz. Schön weitergeht von dem Rauschen eines Baches!





Am nächsten Tag das gleiche Trauerspiel. Damit aber steht die Entscheidung: es geht auf die Landstraße! Den Nachmittag und die Nacht verbringe ich aber noch auf der Hütte Øyvusbu. Dies hat sogar einen Badestrand, den hab ich natürlich gleich mal ausprobiert... War dann aber froh, dass ich vorher schon mal en Ofen in der Hütte angeworfen hab ;-)








Donnerstag, 2. Juni 2016

Rossevatn - Ljosland Fjellstove

Spurensuche

Als ich am Abend mein Zelt genau am Einstieg zu einem Weg ins Fjell aufgestellt hatte kam noch ein Schafsbauer mit Traktor und Anhänger den winzigen Weg über einen irre steilen Abhang heruntergeumpelt und hat noch einen kleinen Plausch mit mir gehalten. Als ich ihm meine geplante Route gezeigt habe und nach den eingezeichneten Beücken gefragt habe meinte er von Brücken wisse er nichts aber es wären Steine zum überqueren der Bäche vorhanden. Nun das muss ich dann wohl vor Ort entscheiden was geht und was nicht...
Am Morgen ein kurzer Schauer aber dann wieder Sonne und Wind, so dass ich das Zelt wieder trocken im Rucksack verstauen kann.



Am Anfang folge ich noch dem von Traktor ausgefahren Pfad und überprüfe immer wieder ob ich mich auf der Karte auch wieder finde. Es funktioniert.
Der erste Bach lässt sich problemlos überqueren auch wenn ich wenig später auf die eingezeichnete Brücke stoße. Der Weg wird jetzt kleiner eher ein Trampelpfad, Markierungen gibt es keine aber laut Karte bin ich auf dem richtigen Weg. Die nächste Brücke ist ein echtes Abenteuer und ich bin mir sicher über sowas geh ich nicht nochmal!



Jetzt geht es ein kurzes aber langes Stück weglos an einem See entlang als ich wieder auf den in der Karte verzeichneten Weg stoße bin ich zunächst froh denn so geht es schneller voran als wenn man sich mit Monsterchen im Nacken durchs Unterholz kämpfen muss. Leider verliere ich den Pfad immer wieder und folge versehentlich Wildwechseln welche sich immer wieder im nichts verlaufen. Ich fluche ausgiebig und besonders wenn ich mal wieder auf einer Feuchtwiese gelandet bin und nur die Auswahl Matsch oder pures Wasser besteht. Als ich dann endlich länger als eine viertel Stunde den Weg identifizieren kann und er auch hier und da mit Steinmännchen markiert ist schlage ich endlich mein Lager auf.



Der Sprung ins kalte Wasser

In den nächsten Tage geht es zumindest was die Wegfindung angeht etwas besser voran. Ein Tag mit starken Regenfällen und die hohen Temperaturen haben jedoch die Flüsse stark ansteigen lassen, so das Bachquerungen zum Teil rechtspäktakulär sind. Nach 3 Tagen durchgängig nassen Schuhen und einen Durchbruch durch eine Schneebrücke direkt in den Bach darunter (nicht tief aber sagen wir frisch!) gönne ich mir jetzt einen Pausentag in der Ljosland Fjellstove. Luxus pur! Frühstück mit Kaffee und Brunost - einfach lecker!






Heute werde ich dann entscheiden wie es weiter geht, die Schneeschmelze führt immer noch zu sehr hohen Wasserständen was die Querungen nicht einfach macht und auch das Umgehen der Restschneefelder, wenn sie zu steil sind oder man den Bach darunter schon munter
sprudeln hört, kostet viel Zeit und Kraft. Vielleicht sollte ich also wieder einen Abstecher auf die Landstraße machen, dass würde meinen Zeitplan entspannen und meinen Rucksack leichter, denn da gibt es auch mal ne Post. Und das ein oder andere ist, glaub ich zu Hause doch besser aufgehoben als in meinem Rucksack :-)

Bis die Tage!
Vi ses!

Lindesnes - Rossevatn

Nachdem ich am Morgen bei kräftigem Wind aber schönsten Sonnenschein Essen, Zelt und all die andern kleinen Sachen in meinem Rucksack (ich nenne ihn liebevoll: mein Monsterchen) verstaut habe und endlich eine für das Gehen sinnvolle Gewichtverteilung erreicht habe, geht es in den ersten Tagen zunächst auf der Landstraße dahin. Das ist mal mehr mal weniger aufregen, aber trotz wenig befahrener Straßen scheint es eine gewisse Gesetzmäßigkeit zu geben die besagt: wenn Autos aus beiden Richtungen kommen treffen sie sich sicher an der Stelle an der ich gerade versuche einen "Geschwindigkeitsrekord" mit Übergepäck aufzustellen.


Rastplatz an der Landstrasse: ein kuehles Bad fuer die geschundenen Fuesse 


Rastplatz an der Landstrasse: Schoener kann eine Mittagspause kaum sein

Mit den Zeltplätzen habe ich eigentlich Glück auch wenn es nicht immer der am Vortag auserkorene Campingplatz wird, sondern Forstwege mit "Wasseranschluss".


Kurz vor Eiken kommt das erstmal ernst zunehmender Regen, aber ich lasse mir davon nicht die Stimmung vermissen. Auf der Karte sind in vielleicht 6 km Entfernung 3 Campingplätze eingezeichnet, da such ich mir den schönsten aus und lege den ersten Pausentag ein! Also munter drauflos marschiert! Es ist wenig los auf der Straße den heute ist Samstag und da hat man gerade in der Früh wirklich seine Ruhe.
Kurz bevor ich tatsächlich in Eiken eintreffe kommt mir im Nieselregen eine Dame entgegen und fragt wo ich den hin will auf meiner "langt tur" und ob ich nicht bei dem Regen kurz in ihrer Hütte vorbeischauen will, da ist es warm und ich könnte einen Kaffee haben. Ich bin völlig überrascht aber lasse mich dann auch nicht lange bitten, die Einladung ist einfach zu verlockend!
Und was soll ich sagen? Herrlich! Kaffee, ein warmer Holzofen und nette Leute in einer winzigen uralten Hütte. Und es stellt sich heraus so klein aber Oho, denn bei einer kleinen Führung stellt sich heraus es gibt nicht nur Küche und gute Stube sonder auch noch zwei Schlafzimmer und alles urgemütlich und direkt am See! Die beiden fahren schon über 30ig Jahre in dies Hütte und ich kann es nur zu gut verstehen!
Nachdem meine Sachen am Ofen getrocknet sind und ich noch ein paar Tipps für die nächste Etappe mit auf den Weg bekommen habe, verabschiede ich mich von den beiden mache ich mich wieder auf Richtung Campingplatz. Das war super nett und ich habe gestaunt wie gut wir uns mit einer lustigen Mischung aus Norwegisch und Englisch verständigen konnten!

In Eiken selbst dann die böse Überraschung: kein einziger Campingplatz existiert mehr (ich habe vorsichtshalber nochmal nachgefragt auch wenn die sonst bestens ausgeschildert sind...)! Nun muss Plan B her. Mittlerweile hat es aufgehört zu regnen, es ist gerade erst Mittag und eigentlich geht es sich heut gut, also weiter! Dann kann ich morgen schon ins Fjell.


Erste Bachquerung im Fjell bei Rossevatn


Lindesnes Fyr - Jetzt geht es richtig los!

Ein Elch! Ich habe einen Elch gesehen. In freier Wildbahn - quasi wörtlich - Wild direkt am Bahndamm, dort nahm er über eine Böschung Reißaus vor dem Zug und das irgendwo zwischen Oslo und Drammen. Bis jetzt habe ich diese Kolosse nur im Zoo bewundern können, in der Natur habe ich bisher nur ihre Spuren gesehen... aber ich gebe zu, dass war jetzt eigentlich nah genug.

Nach dem Umsteigen vom Zug in den Bus und dann noch einmal in den nur einmal am Tag verkehrenden Bus nach Lindesnes (Begrüßung des Busfahrers: Ticket bis zum Leuchtturm?! Ich: der Rucksack?...) war ich dann cirka 16:00 endlich da: am südlichsten Festlandspunkt Norwegens!

Bei strahlendem Sonnenschein habe ich eine Runde über Landzunge gemacht und natürlich den Leuchtturm bestiegen. Als ich meinen Rucksack beim Souvenirshop wieder abgeholt habe, konnte ich noch in Erfahrung bringen, dass nur 4 Tage vor mir auch jemand Richtung Nordkapp aufgebrochen ist... Wer weiß vielleicht finde ich ihn in dem ein oder anderen Hüttenbucheintrag ja wieder (der Ergeiz sagt zwa:r einholen! aber der Realismus sagt: vielleicht hängt er dich nicht mehr als zwei Wochen ab ;-) )
 

Nun bleibt nur noch wirklich loszugehen! Für heute aber nur bis zum nächsten Campingplatz, cirka 4 km. Man soll ja langsam loslegen...


Lindesnes Camping: Eine Nacht direkt am Meer