Montag, 26. September 2016

Zwischenbilanz

Die Hälfte der Strecke -immerhin irgendwas zwischen 2500 und 3000 km- ist längst zurückgelegt, der Polarkreis überquert, herrlich Landschaften durchwandert, Grenzerfahrungen mit Wetter und Einsamkeit gemacht. Und außerdem?

Viele  interessante und nette Leute durfte ich kennen lernen und vielleicht bleibt der ein oder andere Kontakt ja auch erhalten.
Ich habe hautnah erlebt wie nah Glück und Pech beieinander liegen und wie hilfsbereit viele Menschen sind. 
(Wie kann es nur sein das es in der gleichen Realität so viel Hass und Missgunst geben kann? Sind es die Menschen die es in die Berge zieht? Nein, das kann es eigentlich nicht sein. Schließlich wurde mir auch auf der Landstrasse Kaffee, ein warmer trockener Platz am Ofen, Hilfe oder eine Mitfahrgelegenheit angeboten. Da raus werde ich noch nicht schlau...)

Was kann da noch kommen?

Polarlichter! Der richtige Herbst mit seinen fallenden Blättern! Vielleicht der erste Schnee?! Padjelanta, das Dreiländereck Finnland-Schweden-Norwegen und natürlich das Nordkapp!

Leider hab ich am Anfang etwas gebummelt... oder eigentlich nicht gebummelt. Es ging einfach nicht schneller. Der riesige schwere Rucksack, die untrainierten Beine, der Schnee, die hohen Wassenstände in den Flüssen und Bächen, zu schwierige Routen ausgesucht... Naja, man muss nicht lange um den heißen Brei herumreden mir fehlen einfach ein bis zwei Wochen... Leider! Aber selbst wenn ich jetzt richtig durchziehe... 
Am 2. November geht's wieder los mit der Maloche ;-)
Ich käme schon noch ans Nordkapp aber dann ginge es quasi direkt an den Schreibtisch zurück und das verkrafte ich glaub ich nicht. So 2, 3, 4 Tage sollten schon zwischen Ankunft in der Zivilisation und dem Arbeitsbeginn liegen. Find ich halt...

Also eigentlich wollte ich euch (und mich selbst auch) schon mal darauf vorbereiten das ich wohl eher nicht ganz oben ankomme...

Ärgerlich, weil ja eigentlich nich mehr viel fehlt... Aber was soll ich machen? Die Arbeit ruft!

Umbukta -> Ny-Sulitjelma

02.09.2016 bis 13.09.2016

Obwohl das Frühstück heute früher angesetzt ist und die Motivation hoch... Gute Unterhaltung kann dazu führen, dass so ein Frühstück ewig dauert. Aber warum nicht? Wann hab ich das schon mal?
Spät und völlig überfüllt geht es dann Richtung Sauvasshytta. Sonne und dunkle Wolken lassen die Landschaft dramatisch schön aussehen.
Und Irgendwie komme ich heute aus dem Quatschen gar nicht mehr raus. Erst treffe ich auf einen Schweizer der den E1 in Etappen geht und mich schon mit den Wissen begrüßt dass ich ans Nordkapp will (was sich hier alles so rumspricht...), dann auf eine norwegisch britische Wandergemeinschaft die Hütten "sammelt" und natürlich werden Erfahrungen mit Wegen in der Gegend und über Ausrüstung ausgetauscht. Naja... Und als es dann bei der Hütte angekommen anfängt zu nieseln, die Aussicht einfach umwerfend und der Tag schon so weit fortgeschritten ist, bleib ich einfach da.
Einsam wird es aber nicht. Eine Damenrunde auf Wochenendausflug gesellt sich am Abend dazu. Für mich wird es aber trotzdem nicht extra lang denn schließlich muss es morgen dann wirklich mal weitergehen und so verschlaf ich leider mein erstes Polarlicht :-(
Denn mich zu wecken haben sich die Damen dann doch nicht getraut... Aber es wird ja noch die ein oder andere Chance geben denn demnächst geht es hinein in den Polarkreis!
In den nächsten Tagen meint es das Schicksal im großen und ganzen sehr gut mit mir. Hier und da spendiert mir jemand ein Tütenessen lässt mich an seinem Abendessen teilhaben oder übersieht großzügig die Hinweisschilder dass kein Essen in den Hütten zurückgelassen werden darf. Der absolute Knüller ist aber, dass ich auf dem Wanderweg direkt an einer Wegmarkierung eine Dose mit Rentiergulasch finde! Irre! Die gehört natürlich mir und wird am Abend sofort verspeist!
Ein kleiner Stimmungsdämpfer kommt dann mal wieder von der Post... Das Paket ist durch den Zoll, eine Adressänderung wurde auch vorgenommen. Nur leider mit der falschen Adresse. Aus irgendeinem mir unerfindlichen Grund bin ich bei der norwegischen Post in Nordli und nicht in Sulitjelma registriert. Dummerweise ist das Paket schon im Versandzentrum als ich anrufe um den Fehler korrigieren zu lassen und wenn das System einmal arbeitet ist es nicht mehr auf zu halten. Es muss jetzt also wirklich bis Nordli und dann kann dort handschriftlich die Adresse geändert werden. Das kann dauern... Und so wird es wieder spannend ob das Paket wirklich rechtzeitig in Sulitjelma ankommt.







Wandertechnisch geht es jetzt bei allen Wettern weiter. Bester Sonnenschein und strömender Regen wechseln sich ab. Leider erwische ich beim überqueren des Polarkreises gerade den Regen und so werden trotz großer Freude diesen Meilenstein erreicht zu haben die Fotos in größter Eile geschossen und dann erstmal rein in die trockene Hütte direkt dahinter.




Ein weiteres Highlight ist definitiv der Beginn der Jagtsaison für (oder eigentlich auf) Schneehühner so viele Menschen sind mir im Fjell bisher nur in Ronedane in der Hauptsaison begegnet und die hatten nicht alle einen Hund und ein Gewehr bei sich. Ich hab zwar mit allen ein nettes kurzes Schwätzchen gehalten aber trotzdem blieb die Frage ob Rundumleuchte oder zumindest eine Warnweste keine so schlechte Idee für die heutige Etappe wären...

In jedem Fall ist es nicht mehr weit bis zur nächsten Post, das ist Antrieb genug aber ein Wetterbericht der für den Tag meiner Ankunft in der Hütte quasi gleich "neben" der Post (die liegt 5 km weiter im Tal) eine Wetterwarnungen vor lokalen starken Regenfällen und Wind bis 15 m/s ansagt lässt mich dann richtig flitzen. Dumm nur das ich am Nachmittag mein GPS bei einer Pause liegen lasse und es erst 5 km später merke... Fast 2 Stunden kostet mich die Aktion. Soooo dooooffff! Und ein noch früheres Aufstehen wird nötig damit ich rechtzeitig in einer schützenden Hütte ankomme.








Am nächsten morgen bin ich dann 6:45 Uhr Abmarsch bereit und bin froh zur Mittagszeit endlich die Schotterstraße zu erreichen auf der ich nach Ny-Sulitjelma (so heißt die Hütte) gelangen kann. Schon beim überqueren der letzten Bergzuges habe ich mich gelegentlich hinter einem Stein verstecken müssen um nicht weggeweht zu werden, jetzt benötige ich die ganze Breite der Straße (also immer Auto oder ich, beide in Bewegung haben wirklich keinen Platz!). Aber ich komme sicher in der Hütte an. Erst am späteren Nachmittag kommen die Böen die die Hütte wackeln lassen und das sind sicher nicht bloß 15 m/s...

Ich will die Sache hier mal abkürzen: das Paket kommt trotz zweier "Ruhetage" (am zweiten Tag fällt eine Schulklasse ein) nicht rechtzeitig in Sulitjelma an und ich muss doch wieder shoppen gehen. Mit der Hilfe vieler netter Menschen muss ich jedoch kein einziges Mal den Weg zwischen Supermarkt bzw. Post und Hütte vollständig zu Fuß zurücklegen und das sind immerhin 5 km und etliche Höhenmeter in eine Richtung (hier nochmal ein riesiges Dankeschön an Fibe!!! Er hat mir einfach so sein Auto geliehen. Ich bin der festen Überzeugung das wäre mir zu Hause nicht passiert!).

Dienstag, 13. September 2016

Røyrvik -> Umbukta

21.08.2016 bis 01.09.2016

Gut ausgeruht geht es dann ganz gemütlich die ca. 15 km bis zum Namsvatnet um dort mit dem Boot auf die andere Seite des Sees zu gelangen und damit ins Børgefjell.





Da heute Sonntag ist und besagtes Boot deshalb erst 17:00 statt wie sonst 14:00 ablegt habe ich, an der Anlegestelle angekommen, noch jede Menge Zeit und gönne mir ein warmes Mittagessen (Harvegrøt) mit Kaffe und zum Nachtisch etwas Schoki. Außerdem lässt es sich in der Sonne sitzend herrlich bloggen und zu guter Letzt nehme ich nochmal eine warme Dusche (die ist hier öffentlich zugänglich ist, eine richtig super Sache)... Wer weiß wann es sowas feines wieder gibt!
Um 17:00 bin ich dann der einzige Passagier und erfahre wärend wir so übers Wasser fliegen, dass dieses Jahr schon einige NPLer hier übergesetzt haben. So fühlt man sich gleich etwas weniger schlecht nicht um den See herumgegangen zu sein.
Vom Boot aus kann ich so auch die großen kaskadenartig in den See stürzenden Wasserfälle bestaunen und muss sagen: Einfach traumhaft hier! Nach 20 min ist das Schauspiel aber leider schon vorbei und ich beziehe die quasi gleich neben dem Steg gelegene Hütte und hoffe, dass das Wetter hält solange ich mal wieder ohne Weg unterwegs bin.



Der nächste Morgen verspricht Gutes und so ziehe ich mit griffbereitem Kompass & Karte los. Nach 2,5 Tagen Børgefjell bei bestem Wetter komme ich dann wieder auf markierte Wege und prompt schlägt das Wetter um. Aber nicht so schlimm denk ich schließlich ist der Campingplatz nicht weit und da gibt's sicher Dusche und Schokonachschub. Das nenne ich Motivation! Trotz echtem sch... Wetter ist die Laune durchaus gut... Naja außer vielleicht als ich feststelle, dass ich wirklich unter dem Rentierzaun durchkriechen muss weil da einfach weit und breit kein Tor zu sehen ist...(einer der Momente wo ich denke: hoffentlich sieht mich jetzt keiner...) Aber trotzdem nach einem ganzen Tag mit Gegenwind, Regen und einem etwas unterschätzem 600 m Abstieg freut man sich auf seine Extra-Schoki...







Am Campingplatz angekommen miete ich erstmal eine Hütte damit alles wieder trocknen kann. Als ich dann den älteren Herren der den Campingplatz betriebt frage ob er wohl auch Kleinigkeiten zum Essen verkauft winkt er mich gleich mit in sein Haus (die Terrasse dient als Rezeption und Touristeninformation) und aus dem Kühlschrank in seiner Küche zaubert er tatsächlich ganze 2 Tafeln Schokolade... Ich bin kurz geschockt denn ich hatte eher daran gedacht 8-10 Tafeln zu erwerben und entscheide mich letztendlich für eine der beiden. Das wird hart in den nächsten Tagen!!!
Abgesehen von meinem kleinen Versorgungsengpass was die Naschereien angeht habe ich aber genug zu essen um ohne mein verschollenes Paket bis Umbukta zu kommen, wohin ein weiteres Versorgungspaket mit neuen Stöcken, Socken und jeder Menge Essen unterwegs ist und lasse es mir nun doch nicht nachsenden.












Jetzt befinde ich mich auf der Nordlandsruta. Diese ist hervorragend ausgeschildert und so komme in den nächsten Tagen gut voran. Die Landschaft durch die ich jetzt komme ist schon herbstlich bunt und gerade im Kontrast zu den Gletschern des Oksetinden gibt das ein wunderschönes Panorama! Auch der erste Raureif am Morgen auf Zelt und Heidekraut kündigt die kältere Jahrezeit an aber die Tage sind immer noch warm genug um mit T-Shirt und Windjacke auszukommen. Apropos Wind: Der wird von nun an zu meinem ständigen Begleiter und kurz vor Umbukta schiebt er mich schon das ein oder andere mal ordentlich zur Seite. Auch die sich krümmenden und laut rauschenden Birken um mich herum sind recht beeindruckend. Gerade nach so einem Tag - an dem auch mal wieder die Reparaturstelle an meinem Wanderstock versagt - ist es besonders schön in ein warmes Zimmer mit eigener Dusche einzuziehen :-) und ein richtig leckeres selbstgemachtes Abendbrot zu genießen.
Mein erstes Mal Elch! Kann man durchaus essen, mein Favorit bleibt aber Rentier. Vielleicht liegt es auch an der Zubereitung (es gab quasi eine Art klare Brühe mit Elchfleisch und Wurzelgemüse sowie extra gereichten Kartoffeln und Soße), Echlsteak hab ich mir sagen lassen soll um Welten besser sein. Nun... Ein andermal vielleicht.

Den Ruhetag verbringe ich dann mit langem Frühstück, dem üblichen Wäschewaschen und netter Unterhaltung, denn ein weiterer Wanderer verbringt seinen Ruhetag auch gerade hier und so gibt es viele Erfahrungen auszutauschen. Der einzige Wermutstropfen ist, dass sich mein Postproblem fortsetzt. Auch das neue Paket ist im Zoll hängen geblieben und wird wohl nun eine Woche bis Umbukta brauchen. Aber wer will schon so lange warten? Netterweise kann ich einem Mitarbeiter der Fjellstua, welcher gerade das Paket meines Gesprächspartners in Mo i Rana abholt, eine Einkaufsliste mitgeben damit ich bis zur nächsten Poststation ausreichend Verpflegung mitnehmen kann. Leider traut er sich nicht ganz so viel Geld auszugeben (auch verständlich) und so wird es gerade mit Abendessen und Schoki wohl recht knapp zugehen. Bleibt nur die Hoffnung, dass Leute die am Ende ihrer Tour noch Essen übrig hatten es in den Hütten zurückgelassen haben. Aber im Notfall könnte ich auch noch via Landstraße oder Zug zu einer der nächsten Einkaufsmöglichkeiten gelangen. Da werde ich mich wohl überraschen lassen müssen.

Montag, 5. September 2016

Nordli -> Røyrvik

17.08. bis 20.08.2016

Angekommen in der Post wird meine Vorfreude ersteinmal ganz schön gedämpft: das Paket ist nicht zu finden!
Die Dame am Postschalter kann dann aber ausfindig machen, dass es immer noch in Oslo beim Zoll ist. Da die Zollpapiere die ich in Schweden ausgefüllt habe nicht beiliegen kann es nicht freigegeben werden. Zum Glück habe ich meine Kopie der Papiere nicht irgendwo zum Feuerentzünden verwendet! So können wir von Nordli aus einen Scan an den Zoll senden.
Aber trotzdem bedeutet es warten, denn mindestens 1 oder 2 Tage wird es wohl dauern bis das Paket in Nordli ankommt. Will ich das? Eigentlich nicht! Im Supermarkt in dem die Post integriert ist gibt es sogar richtige Trekkingnahrung. Also steht die Entscheidung bald: ich gehe weiter und sobald das Paket eingetroffen ist kann ich anrufen und es entweder nach Røyrvik oder Hatfjelldalen weitersenden lassen.
Nach all der Aufregung muss ich dann erstmal eine ordentliche Mittagspause mit vielen leckeren Sachen aus dem Supermarkt machen.

Als ich mich dann endlich losreißen kann geht es wie auch in den nächsten Tagen entlang der Landstraße Richtung Børgefjell, dem nächsten weglosen Abschnitt auf meiner Tour. (Hoffentlich hält das gute Wetter an!)





Kurz vor Røyrvik treffe ich dann mal wieder Jemanden der mir gute Tipps für die Wegführung geben kann und vorallem auch weiß wo man in Røyrvik, dem letzten größerem Ort vor dem Børgefjell gut übernachten kann. Wenn sich die Leute etwas Zeit nehmen kann ich solche Unterhaltungen mittlerweile gut auf norwegisch führen und bin gleich ein bisschen stolz auf mich :-)

Als ich dann voller Vorfreude auf eine warme Dusche am Gjestegård ankomme gibt es dann wieder eine unschöne Überraschung: an diesem Wochenende ist leider geschlossen. Ein Paar das gerade aus dem Børgefjell zurück ist und hier die Nacht verbringen wollte bevor es am nächsten Tag nach Hause geht kommt mir entgegen und überbringt die schlechte Nachricht. Ich bin erstmal sprachlos. Was nun? Die Post hat heute schon geschlossen, eigentlich wollte ich dort noch die Nachsendung des Pakets organisieren und ein paar Karten zurücksenden die ich nicht mehr brauche... Essen muss ich auch noch auftreiben und natürlich weitergehen um einen Zeltplatz mit Trinkwasserversorgung zu finden... Och nö! Echt jetzt?
Das Paar hat gleich an der Tankstelle gegenüber, in der sich auch die Information für das Børgefjell befindet, zwei Leute aufgetan die sie im Auto bis zum nächsten Bahnhof mitnehmen so das sie noch am gleichen Tag nach Hause kommen. Da sie noch Essen von ihrer Tour übrighaben und es nun nicht mehr brauchen drücken sie es mir in die Hand und fahren mit den besten Wünschen für die weitere Tour von dannen.
Und schon wieder so nette Leute. Und irgendwie immer Glück im Unglück.

Aber was nun? Erstmal stell ich meinen Rucksack in der Information ab und sehe es in der Tankstelle Turmat (also richtig Outdoortürennahrung) zukaufen gibt. 1. Punkt abgehakt!
Jetzt geht es zurück zum Supermarkt den wollte ich zwar eigentlich erst frisch geduscht plündern, aber was soll's? Es geht auch so. Nach dem ich alles für Frühstück und zwischendurch und ein bisschen Frisches für heute Abend zusammengetragen habe und an der Kasse stehe, werde ich von einem der Mitarbeiter befragt ob ich wohl Norge på langs gehe? Seine Frau hätte ihn schon angerufen, dass da jemand über die Landstraße gewandert kommt... Natürlich geb ich mich zu erkennen und Klage ihm gleich noch mein Leid mit dem geplatzten Traum von der warmen Dusche. Zu meiner Überraschung meint er jedoch das sei gar kein Problem und er müsse da nur ein paar Anrufe tätigen und ich nur mal kurz hier warten. Ok, denk ich... Mal sehen was jetzt passiert... Es stellt sich heraus das ich mit dem Mann dem Besitzerin des Gjestegårds gesprochen habe und an der Tür eigentlich ein Schild hängt man müsse nur anrufen und schon würden sich die Türen öffnen... Herrlich!!! Doch noch eine Dusche! Das Leben ist schön!

Am nächsten Tag lege ich dann gleich noch einen Ruhetag ein denn die Post öffnet erst um 10:00 und das Boot das mich über den Namsvatnet ins Børgefjell bringen soll geht Punkt 14:00 leider liegen aber noch ca. 15 km zwischen Post und Boot und das unter 3,5 Stunden zugehen dass ist mir grad einfach zu stressig.
Also nach der Post nochmal in den Supermarkt um die Naschereien aufzufüllen und dann ordentlich faulenzen!
Nur das Paket hängt immer noch im Zoll und laut Post kann man da leider nur warten. Na toll! Am Wochenende passiert erstmal nix und dann hab ich wieder keinen Empfang. Aber ärgern bringt auch nichts. Wenn ich wieder "online" bin entscheide ich einfach neu.

Donnerstag, 1. September 2016

Bellingstua -> Nordli

09.08. bis 16.08.2016

Den Abend in der Bellingstua habe ich gut verbracht: telefonieren mit meinen beiden Heimaten, (mal wieder) Eierkuchen, alle elektronischen Sachen laden und waschen. Denn ab heute wird es wirklich spannend: es geht für längere Zeit in Weg loses Gelände. Ein wenig mulmig ist mir schon obwohl ich das Navigieren mit Karte, Kompass und GPS schon öfter auf dieser Tour üben konnte und dabei gut zu recht gekommen bin. Aber es waren eben immer nur kurze Teilstücke nie ganze oder gar mehrere Tage.




Zunächst geht es aber noch auf einem markierten Weg bei den üblichen Wetterkapriolen nach Vera. Erst hier beginnt das Abenteuer Skkæker- und Blåfjellet.
Und die ersten Stunden lehren mich gleich: In Karten mit einem 1:50.000 Maßstab sind Quertäler die keine 20 Meter Höhenunterschied ausmachen einfach nicht eingezeichnet... Egal wie oft sie vorkommen oder wie steil sie sind... Mit anderen Worten: Meine Richtung stimmt nur das ständige auf und ab war nicht eingeplant und ist ziemlich lästig! Zu allem Überfluss muss ich dann feststellen, dass ein neuer markierter Steig eingerichtet worden ist (denn gibt es natürlich auf meiner Karte nicht) der die Quertäler umgeht und zu einem auf meinem Weg liegenden Gipfel führt.
Aber nicht eingezeichnet und doch vorhanden ist ja besser als umgekehrt :-) Gibt es aber leider auch immer wieder!
Kurz nach dem besagten Gipfel treffe ich zufällig auf einen Angler und seine zwei Hunde. Ich zeige ihm auf der Karte wo ich lang will und er gibt mir noch ein paar wertvolle Tipps wo man am besten welchen Fluss queren sollte. Eine riessen Hilfe! Das hat mir mit Sicherheit das Furten in hüfthohem Wasser erspart!



Trotzdem bleibt es grundsätzlich nass, heute und in den nächsten Tagen, und zwar von unten und von oben. Keine schöne Sache, da mir auch mehrmals am Tag so richtig kalt wird obwohl ich laufe was die Füße hergeben. Aber für navigieren mit Karte und Kompass muss man eben doch öfter stehen bleiben. Abends im Zelt bekomme ich zwar alles wieder warm aber insgesamt schlägt das Wetter und die Einsamkeit ganz schön aufs Gemüt. Da hilft auch mein Ruhetag auf einem alten Fjellgård (Bergbauernhof) nix. Am ersten Abend habe ich zwar Gesellschaft - ein Paar aus der Nähe von Kristinasund - aber nachdem sie sich am nächsten Morgen wieder auf den Heimweg machen ist die bedrückende Stimmung wieder da. Nur mit Hilfe des Radios lässt sich die Einsamkeit ein wenig vertreiben zumal der Wetterbericht eine sonnigere Periode vorhersagt. Und am Abend gönne ich mir dann das Bier was mir die beiden am Morgen zum Abschied noch geschenkt haben und lasse den Tag mit dem Lösen von Sudokus ausklingen.


Bekkestuggu
Am nächsten Tag lässt sich am Nachmittag tatsächlich die Sonne blicken. Und am letzten Tag im Blåfjellet zeigt sich sogar kein einziges Wölkchen am Himmel. Was für ein Wohltat! Jetzt erklärt sich auch im Kontrast zu den Tagen mit Schartenüberquerungen im Nebel warum es das Blauegebirge heißt... So viel Seen... So schön...
Diesmal finde ich sogar einen Pfad der mich direkt zu meinem geplanten Wiedereinstieg in die Zivilisation bringt und zur Belohnung für all die Mühen "muss" ich immer wieder stehen  bleiben und von den unsagbar lecken Blaubeeren am Wegesrand naschen :-)


Zurück in der Zivilisation


Die Beweislage ist eindeutig... es war nicht nur eine Blaubeere
Nur noch einmal schlafen und kurze 7 km Landstraße und schon bin ich morgen in Nordli bei der Post um mein nächstes Versorgungspaket entgegen zu nehmen... Endlich wieder Schoki im Überfluss! Juhu!