Montag, 3. Oktober 2016

Ny-Sulitjelma -> Abisko

14.09.2016 bis 30.09.2016

Der erste Tag ist herb. Mit völlig überfülltem Rucksack schleppe ich mich den ersten Anstieg hoch. Ich bin mir sicher, auch wenn für heute nur ca. 11 km geplant sind: da komm ich nie an!
Dem Himmel sei Dank ist nur der erste Anstieg so steil. Die Aussicht ist trotz oder gerade wegen der drohenden Regenwolken herrlich und so leg ich halt einfach die ein oder andere Pause mehr ein :-)
Irgendwann kommt der Regen dann aber doch und so bin ich froh als ich in Sårjåshytta ankomme. Diesmal ist es sogar schon warm und das Wasser bereits geholt da heute noch zwei weitere Leute von Ny-Sulitjelma aus aufgebrochen sind. So kann ich mich voll und ganz auf das Ausruhen konzentrieren.
Das der Rucksack diesmal so schwer ist, ist vermutlich meiner sowieso schon vorhandenen Angst vor dem Verhungern geschuldet (selbst wenn ich nur in den Nachtzug von Wien nach Dresden steige und es garantiert zwischen 7 und 8 lecker Frühstück gibt, habe ich 22:00 in Wien das dringende Bedürfnis noch etwas zu Essen zu organisieren). Jetzt ist diese Angst natürlich noch gesteigert durch die tatsächliche Nahrungsmittelsverknappung auf der letzten Etappe. (Also im Notfall hätte auch da die Möglichkeit bestanden per Anhalter oder Zug in den nächsten größeren Ort zu fahren und einkaufen zugehen aber das kostet ja Zeit...)
Man kann es drehen und wenden wie man will es ist zu viel und zu schwer aber in kann mich erst drei Tage später von einem Teil des Essens trennen.







Bei stabilem herbstlich sonnigemWetter geht es jetzt durch die Landschaft des Pedjalantanationalparks. Von den gut sichtbaren und meist leicht zugehenden Wegen  in breiten Tälern gibt es über große Seen oder Flüsse hinweg vergletscherte Berge zu bestaunen. Die Nächte sind häufig klar und so besteht eigentlich berechtigte Hoffnung auch mal ein Polarlicht zu sichten... Leider hält sich mein Glück diesbezüglich etwas in Grenzen. Einmal glaube ich einem Nachthimmelfotographen erst das es gerade ein Polarlicht zu bestaunen gibt als er mir seine Fotos zeigt. Mit bloßem Auge kann ich jedoch nichts erkennen. Erst ein paar Nächte später kann ich einen gräulich-weißen Nebel an Nachthimmel beobachten der immer mal wieder heller und dunkler wird bevor er dann ganz verschwindet. Irgendwie hatte ich es mir etwas... naja... deutlicher, beeindruckend vorgestellt. Aber schön war's schon.






Bis Vaisaolokta bin ich zusammen mit einer anderen Solowanderin von Hütte zu Hütte gezogen. Danach verlieren wir uns wieder da die nächste Strecke ein bis zwei Übernachtungen im Zelt erfordern bevor es wieder eine Komfortnacht in einer Hütte geben kann. Hier wird die Markierung mit einem Mal deutlich schlechter und so verbringe ich bis Pauro die Hälfte der Zeit mit der Suche nach der nächsten Markierung und bin viel langsamer als erwartet unterwegs. Kurz vor Pauro wird es dann richtig spannend denn der eingezeichnet Weg auf meiner Karte ist falsch und zeigt die Sommerbrücke über den falschen Fluss an. Prompt verliert sich hier auch wieder der Pfad und ich bin auf Karte und/oder GPS angewiesen. Da ich aber zufällig schon vorher erfahren habe das es hier Abweichungen gibt nutze ich das GPS denn der dort eingezeichnete Pfad entspricht eher der Zeichnung im Gebietsführer. Nach einer Weile ist dann auch die Markierung im Steilhang wiedergefunden und als es beginnt finster zu werden kann ich auch einen halbwegs ebenen Platz zum Zelten entdecken. Die kleine Ruderstrecke kurz vor der Hütte muss also bis morgen warten (auf die hatte ich mich schon sehr gefreut).



So geht es also am Morgen zunächst über eine ziemlich wackelig Hängebrücke und dann (endlich wieder gut markiert) zum Rudern. Als ich dort am Ufer ankomme ereilt mich erst Einmal ein ordentlicher Schreck denn auf der gegenüberliegenden Seite kann ich kein Boot erkennen. Vielleicht sind sie vor dem Wintereinbruch irgendwo eingelagert worden? Aber nein, als ich näher ans Ufer komme erkenne ich das umgedreht am Ufer gelagerte Boot auf meiner Seite und lasse es zu Wasser. Es stellt sich aber heraus dass das Boot auf der anderen Seite tatsächlich fehlt. Auch nach längerem Suchen kann ich auf der Gegenseite keines entdecken. Bleibt nur zu hoffen das der nächste in die entgegengesetzte Richtung unterwegs ist...
Im Hüttenbuch lese ich dann, dass das Boot schon seit einigen Wochen fehlt. Vielleicht hat es der Wind weggetragen?

Nach Pauro geht es dann weiterhin der Grenze von Norwegen und Schweden folgend in Richtung AbiskoJetzt muss ich mir auch langsam eingestehen, dass das Nordkapp wohl in diesem Jahr in unerreichbare Ferne rückt. Wobei nach diesem Eingeständnis mit jedem Tag die Moral fällt und das Heimweh steigt.







Als ich dann endlich in Abisko ankomme und mir in der Butik der Touriststation ein Deo kaufe [er erste eigentlich unnötige Kosmetikartikel auf der gesamten Tour :-) ] ist die Sache besiegelt: Für dieses Jahr ist Schluss, es geht nach Haus!

Die Gefühle schwanken hin und her zwischen schlechtem Gewissen (denn ein zwei Wochen hätte ich sicher noch gehen können) und riesiger Vorfreude auf zu Haus (auch wenn ich da mal wieder nicht recht weiß wo zu erst hin...). Aber der Regen der an diesem Tag nur hundert Meter weiter oben als Schnee fällt und die mit jeder Woche um eine Stunde kürzer werden Tage bestärken mich in meinem Beschluss.

Jetzt gibt es aber erstmal einen Tag Entspannung mit Wäschewaschen, duschen, Sauna und Planung der nächsten Tage.




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